Mit Umfrage
Der SSV Jahn in der Krise: Ist Selimbegovic noch der richtige Mann?

13.02.2023 | Stand 15.09.2023, 1:36 Uhr
Misserfolg um Misserfolg: Coach Mersad Selimbegovic und der Jahn stecken in der Krise. −Foto: Nickl

Mit der 0:1-Niederlage im bayerischen Krisengipfelin Nürnberg ist Fußball-Zweitligist SSV Jahn Regensburg auf den letzten Platz abgerutscht und damit noch tiefer in die Krise geschlittert. Aus den vergangenen sieben Spielen steht nur ein Punkt zu Buche. Ist Mersad Selimbegovic noch der richtige Mann? Ein Pro und Contra.



Pro: „Chance verdient“ – von Felix Kronawitter

Die hohe Fluktuation auf den Chef-Trainerposten ist erschreckend. Wechsel bringen viel seltener den erhofften Ertrag als gewünscht. Umso wohltuender ist es da, dass man in Regensburg besonnener unterwegs ist. Trainer Mersad Selimbegovic hat die Chance verdient, allen zu zeigen, dass er den Jahn aus der Krise führen kann.

Lesen Sie dazu auch:Absturz ans Tabellenende: Selimbegovic’ schwerste Zeit beim Jahn

Die Regensburger sollten nun alle einen ruhigen Kopf bewahren. Es ist schlichtweg eine Sensation, dass der SSV in den vergangenen Jahren keine ähnlich kritische Situation zu bewältigen hatte. Der Trend ist katastrophal. Zweifelsfrei. Aber ist schon alles zu spät, wie es die Mathematik-Künstler in den sozialen Netzwerken vorrechnen? Nein! Es sind noch 42 (!) Punkte zu vergeben. Die Abstände sind so minimal, dass die Jahn-Welt Ende des Monats schon wieder deutlich rosiger aussehen kann auf Platz 12, 13 oder 14.

In diesem gesichtslosen Business einen Coach zu finden, der so vor Identifikation mit dem Klub strotzt und nicht nach Höherem strebt, das ist selten der Fall. Das sollte man nicht so einfach wegschmeißen. Der 40-Jährige hat die Regensburger drei Mal hintereinander zum Klassenerhalt geführt. Souverän. Er war zwischenzeitlich mit einem furiosen Jahn sogar Tabellenführer.

So schlecht kann ein solcher Trainer nicht sein. In Summe steht ihm in dieser Saison womöglich der schwächste Kader seit Jahren zur Verfügung. Verletzungspech obendrein ist da Gift pur. Was es nun braucht? Ganz banal. Einfach einen Sieg gegen Hannover. Für den Kopf. Dann klappt das auch wieder besser mit den Beinen. Ansonsten wird es irgendwann dann auch für Selimbegovic eng.



Contra: „Es braucht frischen Wind“ – von Philip Hell:

Der SSV Jahn Regensburg ist ganz unten. Die Oberpfälzer sind nach den desolaten Leistungen der vergangenen Wochen auf den letzten Platz der 2. Fußball-Bundesliga abgestürzt. Das liegt mit Sicherheit nicht nur an Chef-Trainer Mersad Selimbegovic. Es ist aber an ihm, seine Mannschaft aufzurütteln. Das scheint dem 40-Jährigen dieser Tage nicht mehr zu gelingen. Im Spiel gegen den Abstiegskonkurrenten Nürnberg wirkte die Elf bisweilen blutleer. Dass es hier und jetzt gegen den Abstieg in die 3. Liga geht, scheint nicht zu jedem durchgedrungen zu sein.

Freilich, der Jahn hat die Zweitklassigkeit nie als selbstverständlich genommen. Aber dennoch gilt es, sie um jeden Preis zu halten. Das Beispiel 1860 München zeigt, wie schwierig es ist, sich aus der 3. Liga wieder hochzuarbeiten.

Darüber hinaus gibt es offensichtliche Dissonanzen im Trainer-Team. Wenige Tage vor der Niederlage gegen Nürnberg musste Selimbegovic-Assistent Sebastian Dreier gehen. Weil er seinem Chef widersprach? Die Hintergründe der Trennung liegen im Dunkeln, dass es um die Stimmung im Verein schlecht bestellt ist, liegt allerdings auf der Hand.

Eine schwierige Gemengelage, die den Jahn auf den letzten Platz geführt hat. Und gerade deshalb braucht es nun frischen Wind von der Trainerbank. Jemanden, der neue Impulse setzen kann. Jemanden, der eingespielte Mechanismen auf den Prüfstand stellt. Jemanden, der sich unvoreingenommen an die Rettung des SSV Jahn Regensburg macht.