Gericht positioniert sich
Prozess um 11,5 Kilo Heroin und Crystal: Fuhr Kurierin Drogen für die Mafia?

11.01.2023 | Stand 15.09.2023, 2:07 Uhr
Eine 28-Jährige aus den Niederlanden (re.) steht seit Dienstag wegen Drogeneinfuhr im Kilobereich in Regensburg vor Gericht. Der Fall hat Parallelen zu einer Großrazzia. −Foto: Baumgarten

Briefe vom Vater der Angeklagten lassen aufhorchen. Es geht um eine Riesen-Lieferung an einen Heroinring in Regensburg. Die junge Holländerin erwartet eine mehrjährige Haftstrafe. Ob sie noch auspackt, ist derzeit offen.

Mehr als elfeinhalb Kilo Heroin und Crystal soll eine Frau im April 2020 nach Regensburg gebracht haben. Womöglich hat die 28-Jährige für die holländische Drogenmafia gearbeitet – das deutet ihr Vater in Briefen ans Gericht an. Seine Tochter muss sich seit gestern wegen der Einfuhr von Betäubungsmittel in nicht geringer Menge vor der zweiten Strafkammer in Regensburg verantworten. Zum Prozessauftakt schwieg sie.

Der Mann, an den sie das Rauschgift laut der Anklage am 7. April 2020 geliefert haben soll, ist kein Unbekannter –er gilt als eine der Schlüsselfiguren eines Heroinrings in Regensburg. Gegen ihn und vier weitere Männer wurde erst vor wenigen Tagen Anklage erhoben. Dabei geht es um fast 45 Kilo harter Drogen, „der bislang größte Fall“, wie Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher sagte. Die Angeklagten warenvor neun Monaten bei einer Großrazzia in Regensburg und Nittendorf von Spezialeinsatzkräften verhaftetworden.

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Im Prozess gegen die mutmaßliche Kurierin waren die Hintergründe bislang kein Thema. Nach Verlesung der Anklageschrift zogen sich Gericht, Verteidiger und Staatsanwältin zum mehrstündigen Rechtsgespräch zurück. Deal gab es am Ende keinen. Die Kammer um Vorsitzenden Richter Michael Hammer hatte im Fall eines Geständnisses nicht mehr als viereinhalb Jahre Haft in Aussicht gestellt. Weniger als vier Jahren seien nur denkbar, falls die Angeklagte die Hintermänner verrate. Die Staatsanwältin hingegen sah nicht weniger als fünf Jahre als angemessen.

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Auch in diesem Fall stammen wesentliche Teile der Vorwürfe aus speziell verschlüsselten Kryptohandys, die im Ausland geknackt wurden. Zweifel an der Verwertbarkeit dieser Chats, die andere Gerichte und nicht wenige Verteidiger sehen, hat die zweite Strafkammer nicht, wie Hammer betonte. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt. Dann sind auch die Angeklagten des Heroinrings als Zeugen vorgeladen.