Positives Ergebnis
Ortsbegehung mit Stadtplanern in Lam: Charme alter Plätze unersetzbar

31.03.2023 | Stand 15.09.2023, 0:57 Uhr
Maria Frisch

Bei aller Verbesserungswürdigkeit müsse nach Ansicht der Stadtplaner der Charme des alten Marktplatzes mit seiner starken räumlichen Struktur erhalten bleiben.

Rund 30 Bürger bekundeten ihr Interesse für die Weiterentwicklung der Marktgemeinde Lam, indem sie sich bei der Ortsbegehung des Büros SHL Weiden am Samstag beteiligten und mitdiskutierten.

„Jeder Ort hat eine individuelle Geschichte und eine Zukunft. Wohin der Weg führen soll, dabei wollen wir euch helfen“, betonte Architekt und Stadtplaner Emil Lehner in seiner Begrüßung. Er und seine Kollegin Christina Lehner waren vom Feedback bei der Ortsbegehung absolut positiv überrascht. „Die Erwartungen an den heutigen Termin wurden sogar übererfüllt“, freute sich Emil Lehner am Ende.

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Start war am Rathaus, die Route führte weiter über den Marktplatz, zurück über den Kirchenbuckelweg in die Rosengasse und ein Stück die Arberstraße hinunter. Bei der Auswahl hatten sich die Stadtplaner am Ergebnis der ersten Befragung bei der Info-Veranstaltung orientiert. Gleich zu Beginn machte der Fachmann klar: „Es geht uns nicht primär um die optische Gestaltung, die ist eher zweitrangig, sondern um ein Konzept, wohin die Entwicklung des Ortes führen soll. Es kommt dabei auf die Menschen an und wie das Zusammenleben funktioniert.“

Dramatischer Umbruch

Dabei stehe man aktuell vor einem dramatischen Umbruch, nicht nur des Ukraine-Krieges wegen, sondern vor allem wegen der ökologischen Herausforderungen, die sich auf alle Bereiche auswirken werden, bis hin zum Zuzug von Flüchtlingen. Die Frage ist, welche Auswirkungen hat das und wie kann sich die Gemeinde darauf einstellen? Die Erfahrung zeige, dass es keine langfristig sichere Strategie gebe. Es befindet sich alles in einem stetigen Wandel, dem es Rechnung zu tragen gelte.

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Immer wieder honorierte Emil Lehner die städtebaulichen Leistungen der Vorfahren, beispielsweise bei der Anlage des Marktplatzes, dessen Form keinesfalls Zufall sei. In vielen Orten rausche der Durchgangsverkehr über den Marktplatz, in Lam wirke alles viel entspannter.

Der Marktplatz sei ein wichtiger Begegnungs- und Veranstaltungsraum mit guter Infrastruktur. „Der Charme alter Plätze lässt sich nicht ersetzen, darum müssen sie erhalten werden. Die Rahmenbedingungen sind hier also gut, nun müssen Verbesserungen wie Barrierefreiheit umgesetzt werden“, machte Dr. Lehner deutlich. Bei der Erstellung des Entwicklungskonzeptes komme es darauf an, nicht einzelne Bereiche für einzelne Bevölkerungsgruppen zu selektieren, sondern den Rahmen für ein Miteinander der Gesellschaft zu schaffen. Er war überzeugt, dass der ländliche Raum eine große Kraft, Lebensqualität und wachsende Anziehungskraft für junge Leute besitzt. „In der digitalisierten Arbeitswelt ist es in vielen Berufen, egal, von wo aus gearbeitet wird vorausgesetzt die Breitbandversorgung passt“, so Lehner.

Das bedeute jedoch nicht, dass kein Verbesserungsbedarf besteht. Vielmehr gelte es zu überlegen, wie sich das Wertvolle erhalten lässt und gleichzeitig der Entwicklungskorridor für die Zukunft offengehalten werden kann. Beispielsweise könnte ein Wegenetz durch den Ort ins Auge gefasst, entwickelt und dabei auch barrierefrei ausgebaut werden. Die Stadtplaner könnten viele Punkte in einem Ort „lesen“ und in ein Konzept einbauen. So sah Lehner in der Arberstraße eine Addition von vielfältigen Plätzen, Nebenflächen und Freiräumen, über die eine Straße führt. Aus der Addition dieser Vielfalt lasse sich eine lokale Identität herausarbeiten. Hier stecke viel Potenzial drin, ohne Konkurrenz zum räumlich stark entwickelten Marktplatz zu sein.

Arberstraße im Fokus

Die Meinungen zum Verkehr in der Arberstraße gingen unter den Teilnehmern erheblich auseinander. Die einen wollten eine starke Beruhigung, um sie als Lebensraum zurück zu gewinnen, zumindest als temporärer Versuch, die anderen sahen in ihr die Hauptverkehrsader, über die etliche Ortsteile angebunden sind. „Der Verkehr wird immer da sein“, blieb Lehner realistisch. Die Frage sei, wie man die verschiedenen Aspekte zusammenbringen und die Aufenthaltsqualität erhöhen kann. Bei der Erstellung des Entwicklungskonzeptes werde sein Büro Vorschläge erarbeiten.

Nach gut eineinhalb Stunden freuten sich die beiden Experten, viel mehr Anregungen als erhofft bekommen zu haben. In der Gemeinde gebe es mehr Positives als Mängel, darauf gelte es aufzubauen mit den Ziel, gute Lösungen für alle und mit Blick auf die nächsten Generationen zu erarbeiten. Diesen Weg möchten die Planer mit Bürgern und Marktrat gemeinsam gehen.