Bühnenbild für Theaterstück ist im Bau
Mit Napoleon und Chateaubriand in Waldmünchen auf dem Weg ins Jenseits

06.05.2023 | Stand 15.09.2023, 0:12 Uhr
Herzstück der Kulisse für das Chateaubriand-Stück ist die Zille, die die Menschen vom Diesseits ins Jenseits bringt. Weil der Kahn auf dem Fluss ja schaukelt, braucht es Wippen, die Bühnenbildner Andreas Arneth für den ersten Test unterlegt. −Foto: Fotos: Schoplocher

Ein kurzer Schwung – und ja, er schaukelt, der sechs Meter lange Kahn! Andreas Arneths Freude ist beinahe anrührend. Schließlich ist der Mann Profi, entwirft und baut seit Jahrzehnten Bühnen. Aktuell für das ehrgeizigste Theaterprojekt, das Waldmünchen seit Jahrzehnten gesehen hat.

„Monsieur Chateaubriands letzte Reise“ bringt eine Vielzahl Herausforderungen mit sich: Die „Kunst“, Laienschauspieler und Profis gut zusammenzubringen, den praktischen Umstand, dass die vier Aufführungen zwischen den Trenck-Festspiel-Terminen liegen und die Bühne ab- und wieder aufgebaut werden muss. Dass das Bauhofareal nicht geeignet für den Bühnenbau war, ein weiteres Indiz für die neue Dimension „Theater in Waldmünchen“.

Bauhof findet in Schreinerei Unterschlupf

Bei der Schreinerei Schmid haben die „Bühnenbauer“ eine zwischenzeitliche Bleibe gefunden. Und jede Menge Holz bewegt und verarbeitet. Nur zwei Zahlen: 250 Einlegeböden, 60 Quadratmeter Boden. Letzterer nicht zuletzt aus einem Grund: Abgrenzung zu der grünen Wiese, die der Trenck regelmäßig im Juli betritt.

Andreas Arneth hat Theaterwissenschaften studiert, ist zudem ausgebildeter Bühnenbauer. Mit Ruf und Lebenslauf, der sich „von“ schreibt, unter anderem mit Referenzen von den Bayreuther Festspielen.

Zille ist das Herzstück

Die Zille, die Holzkonstruktionen für die Stoffbahnen, mit denen Fluss und Zwischenwelt zwischen Dies- und Jenseits verbunden werden. Die Szenerie, in derder Waldmünchner Autor Bernhard Setzweindas teils auf historischen Fakten beruhende Stück ansetzt. Sie sind Ergebnis eines kreativen Prozesses, in dessen Kernpunkt immer die Frage steht; wie konkret, wie abstrakt, wie verfremdet, wie realistisch. Für das Setzwein-Stück „wurde es immer minimalistischer“, berichtet Yvonne Brosch zum Entstehungsprozess, einem, in dem (wie hier geschehen) im Idealfall Bild, Regie und die beiderseitigen Ideen am Ende „eine Einheit bilden“.

Im Wartesaal zum Jenseits

Mitunter unter Abwandlung der Empfehlungen des Autors. So auch in der Causa Chateaubriand. Zwar kann Brosch gut verstehen, wenn Bernhard Setzwein beim Schreiben ein gut ausgestattetes Zimmer mit Möbeln und Gemälden vor Augen hatte, aber auf der Festspieltribüne und zum großen Ganzen (sie nennt die Szenerie mittlerweileWartesaal) passe das nicht. Zu konkret mit einem im einzelnen beschriebenen Gemälde und somit im Widerspruch zum Inszenierungsgedanken. „Wir sind immer spartanischer, minimalistischer geworden“, beschreibt Brosch den Findungs-Prozess. „Aber auch immer schöner.“

„Kein düsteres Stück“

Und bunter, leitet sie zu einem Gedanken über, der ihr wichtig ist: Trotz des grauen Bühnenbodens, des grauen Kahns sowie der Spielanlage zwischen zwei Welten: „Es ist kein düsteres Stück!“, entkräftet die Regisseurin, die zudem eine Hauptrolle spielt, entsprechende Bedenken . Sie hat gute Argumente: allen vorandie Rückblendungen,die an anderen Orten spielen, wie der ganz wunderbar hintersinnige, der an bayerisch-böhmischen Grenze spielt.

Gegensätzliche Paare

Es liegt an den Gegensatzpaaren – Napoleon und Chateaubriand noch mehr als die zwei weiblichen Hauptrollen Parisienne und Atala – und nicht zuletzt an dem feinen Humor, der den Autor Bernhard Setzwein stets auszeichnet. Mit denen er Charaktere überzeichnet und karikiert. „Meine Stücke sind immer Komödie und Tragödie“, will auch der Waldmünchner Angst vor zu viel Schwere nehmen.

Aufbau ab 12. Juni

Auf Andreas Arneth kommt ab 12. Juni indes ein weiterer Megapack Arbeit zu. Ab da geht es um Aufbau, Gesamtbild, künstlerische Feinabsprachen, Requisiten. Ab dem Tag werden die Bretter auf der Bühne aufgebaut, eine besondere Herausforderung inklusive. „Plan ist da sicher nichts“, insofern werde es seine Hauptaufgabe sein, Unebenheiten auszugleichen. In seinem Rücken Vorschusslorbeeren: „Der Andreas macht das schon“, sagtYvonne Broschzu 100 Prozent entspannt, kennt und schätzt sie doch die Arbeit ihres „Co“ doch nicht erst seit der gemeinsamen Zeit bei den Weilheimer Festspielen, denen seiner Heimatstadt .

Begeistert vom Bauteam

Arneth wiederum ist voll des Lobes für „sein“ dreiköpfiges Waldmünchner Bauhofteam, das nicht nur handwerklich „voll was drauf“ habe, sondern mit dem vom ersten Moment an ein wunderbares Miteinander geherrscht habe. Dessen Mitarbeiter üben sich inmitten von Palettenbau und zentimetergenauer Arbeit allerdings im Tiefstapeln. „Mei, a weng handwerkliches Geschick...“

Nicht doch: Was da entsteht, ist mehr. europäische und Weltgeschichte, in vielerlei Hinsicht made in Waldmünchen.

AUFFÜHRUNGEN

Countdown:Premiere für das Stück von Bernhard Setzwein ist Samstag, 24. Juni, um 21 Uhr.

Termine:Weitere Aufführungen stehen an den Freitagen, 14. und 21. Juli, sowie Dienstag, 8. August, an.

Karten:Eintrittskarten (regulär 25 Euro, zahlreiche Ermäßigungen) gibt es im Tourismusbüro und unter www.okticket.de.