84 Aussteller in Waldmünchen
Messe Azubi-Live mit Botschaft: Die goldene Zukunft liegt vor der Haustür

19.04.2023 | Stand 15.09.2023, 0:33 Uhr
Ungleiche Teams: Walter Jonas und Markus Ackermann (von links) nahmen am Zitzmann-Stand das Duell gegen die Jugend auf. Gut, dass die entsprechenden (Jubel)Schreie undokumentiert bleiben. −Foto: Fotos: Petra Schoplocher

Robin hat die „Bewerbung“ fürs Praktikum noch an Ort und Stelle ausgefüllt. Unbeabsichtigt trifft er damit genau das, was die Azubi Live des Landkreises bezwecken will: Junge Menschen für Ausbildungsberufe begeistern.

Und: Der 16-Jährige ist überzeugt, dass es auch seine Eltern gut finden werden, wenn er sich mal etwas genauer anschaut, was ein Spengler und Installateur eigentlich so macht.

Spielt man Mäuschen zwischen Real-, Mittelschule und beider Sporthalle, kann man nicht anders, als dieses Ansinnen zu bestätigen. „Das wär‘ doch voll cool“, flüstert ein Mädchen dem anderen hinter vorgehaltener Hand zu. Wenige Schritte weiter ist eine Realschülerin unschlüssig, welchen der möglichen Ausbildungsberufe sie an Stand X als ihren Favoriten kennzeichnen soll.

Riesige Berufs-Auswahl bei der Ausbildungsmesse Azubi-Live

Die Auswahl ist (zu) groß. Weil die Zeiten, in denen es mehr angehende Lehrlinge als Stellen gab, lange vorbei sind. Mit ein Grund, warum Landrat und Bezirkstagspräsident Franz Löffler bei der Eröffnung auf Bestrebungen hinweist, junge Menschen aus Drittstaaten zu akquirieren. Die Kernbotschaft aus seiner Sicht korrespondiert damit: „Bei uns gibt es Möglichkeiten zuhauf!“

Echter Verteilungskampf auf dem Arbeitsmarkt

Selbige implizierten, dass man hier, in einer seit Jahren an Attraktivität gewinnendenRegion,alle Qualifikationen bis zum Hochschulabschluss ausleben könne. Allerdings – und auch darum gehe es − habe längst ein Verteilungskampf eingesetzt um die jungen Menschen auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt.

Regierungspräsident und Schirmherr Walter Jonas formulierte diese Entwicklung als „Kampf um Talente“. Zugleich bescheinigte er dem Landkreis Cham, beispielgebend zu sein in seiner Bildungspolitik, den gesetzten Schwerpunkten oder auch den Visionen. Hier wurde erkannt, dass man nicht eindimensional denken dürfe, sondern den jungen Menschen etwas bieten müsse, erkannte er an.

Alleine fast 1400 Schüler zur Azubi-Live im Schulzentrum Waldmünchen

Fast 1400 waren es, die sich an diesem Tag im Schulzentrum Waldmünchen mit Lehrern oder Eltern informierten. „Ein richtungsweisender, wichtiger Tag für den Landkreis und die Oberpfalz“, waren sich Löffler und Jonas einig.

„Das Wichtigste, das wir haben, sind unsere Kinder“, betonte er, für die „wir uns eine goldene Zukunft wünschen“. Deren Aussichten seien allerdings „so toll wie noch nie“, wollte er Mut machen. Für jede Begabung, für jede Fähigkeit, gäbe es eine passende Berufung.

Anja und Amir: Beide sind nach gut eineinhalb Stunden Messebesuch schwer bepackt – und beeindruckt. Es gibt zuhauf Geschenke an den (84!) Ständen, vonSozialeinrichtungenbis zu Hightech. Gemein ist ihnen eines: Sie wissen, dass sie sich gut präsentieren müssen. Das tun sie, mit Verköstigungen, Geschenken, Gewinnspielen, Glücksrädern, Pfeilewerfen und Golfspielen und und und. Was den jungen Besuchern wiederum gut tut.

„Irgendwie habe ich jetzt das Gefühl, wichtig zu sein“, sagt eine Mittelschülerin zwischen den Ständen eines globalen Wirtschaftsunternehmens und einem „kleinen“ Handwerksbetrieb. Und: Es hat Spaß gemacht, ist sich das Duo aus Roding einig, weil man „hautnah“ einen Eindruck (Ausprobieren inklusive) bekam und Fragen stellen konnte.

Franz Löffler: Messe Azubi-Live passt zur Stadt-Philosophie

„Wir hätten noch mehr Aussteller untergebracht“, benannte Franz Löffler einen weiteren Erfolgsindikator. Bürgermeister Markus Ackermann zeigte sich überzeugt, dass die Veranstaltung „voll zu unserer Philosophie“ passt, schließlich verstehe sich Waldmünchen als familien- und bildungsfreundliche Kommune, die noch dazu mit einemgroßen Portfolioan Dienstleistern, Handwerks- und verarbeitenden Betrieben punkten könne. Die Messe selbst sei impulsgebend, konkrete Lebenshilfe und bringe – ganz entscheidend – Wirtschaftsbetriebe und potenzielle Mitarbeiter von morgen zusammen.

Waldmünchner Schulleiter brechen eine Lanze fürs Handwerk

Die mit-gastgebenden Schulleiter Josef Mühlbauer (Real-) und Michael Aumann (Mittelschule) fanden sehr persönliche Worte. Mühlbauer brach der eine Lanze für das Handwerk. Er hatte doch selbst einst bei der Firma Zollner gelernt und „wohl nie studiert, wenn die finanziellen Rahmenbedingungen damals anders gewesen wären“. Nämlich nicht so, dass ein Maurermeister mehr verdiene als ein durchschnittlicher BWL-Absolvent.

Michael Aumann führte ein weiteres Argument pro Handwerk an. Künstliche Intelligenz werde vieles ersetzen können, aber nicht der Hände Arbeit. Deswegen „sind wir hier und heute genau richtig“. Eine Einschätzung, mit der er nicht alleine war.