Jubiläum
Festakt in Cham: Rückblick auf 100 Jahre Dienste der Caritas

08.03.2023 | Stand 15.09.2023, 1:15 Uhr
Claudia Peinelt
Domkapitular Michael Dreßel (Mi.) war Festprediger beim Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Jakob. Mitzelebranten waren (v. li.) Pfarradministrator Pater Peter Renju, Dekan Ralf Heidenreich, Diözesan-Caritasdirektor Michael Weißmann, Pfarrer Michael Reißer und Pfarrer Josef Pöschl. −Foto: Fotos: Claudia Peinelt

Am Dienstagabend gedachte das Dekanat Cham des 100-jährigen Bestehens des Diözesan-Caritasverbands Regensburg. „Die Caritas-Familie ist ein eigener Haufen, da sie etwas verbindet, das über alles hinausgeht: Die Liebe zu Gott und den Mitmenschen. Sie alle verrichten viel liebevolle und herzliche Arbeit“, so Dekan Ralf Heidenreich.

Die Liebe weitergeben, ein Auge darauf haben und die Not der Mitmenschen erkennen, das täten die Caritas-Mitarbeiter in besonderer Weise tagtäglich.

„Die Aufgaben und die Anfragen für Hilfe und Unterstützung werden in Zukunft bestimmt nicht weniger werden, und wir können dies nur gemeinsam leisten. Wenn wir darauf vertrauen, dass wir mit diesen Aufgaben nicht alleine sind und uns gegenseitig stützen und achten, wird uns das auch gelingen“, sagte Caritas- Geschäftsführer Andreas Jordan und fügte hinzu: „Vielleicht können wir dann auch zu einem guten Ansehen unserer Kirche beitragen – als „Repräsentanten der unbedingten Liebe Gottes.“

„Gemeinsam dürfen wir dankbar auf 100 Jahre Caritas-Dienste zurückblicken. In all den Jahren haben unsere Vorfahren versucht, Mitmenschlichkeit zu leben und Not zu lindern. In einer vielgestaltigen Welt und in schwieriger Zeit wollen auch wir diese Herausforderung annehmen: Zukunft denken – Mitmenschlichkeit leben“, war in der Einladung zu lesen.

Die Kirche werde von drei großen Säulen getragen

In der Festpredigt zeigte Domkapitular Michael Dreßel auf, auf welchen drei großen Säulen die Kirche stehe. Die erste Säule zeige die Liturgie. In der Eucharistie wolle Gott den Gläubigen dienen, und auch die Gläubigen wollten Gott dienen. Die frohe Botschaft zu verkünden, sei die zweite – und wichtige – Säule.

Die Diakonie, die Caritas, sei die Grundlage des menschlichen Glaubens und somit die dritte Säule. „Sich den Menschen hinwenden, die Hilfe brauchen. Zuwendung in der unterschiedlichsten Art und Weite, das bedeutet Caritas “, so der Domkapitular. Die drei Säulen müssten ineinander verzahnt sein, damit Kirche vollständig sei.

Not der Menschen erkennen

Nach dem Festgottesdienst war die Caritas-Familie ins Pfarrheim St. Jakob zu einem Sektempfang und Fingerfood eingeladen. In seiner Festrede stellte Diözesan-Caritasdirektor Michael Weißmann das Motto des Jubiläumsjahres vor: Zukunft denken – Mitmenschlichkeit leben. Caritas sei der soziale Arm der Kirche. Organisiert sei die Caritas in Deutschland als katholischer Wohlfahrtsverband – und bilde den größten unter den sechs deutschen Wohlfahrtsverbänden. Unter seinem Dach bündelten die Diözesan-, Regional- und Orts-Caritasverbände, Fachverbände sowie einige Orden ihre Arbeit.

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Bei der Caritas im Bistum Regensburg wurden laut Weißmann im vergangenen Jahr an die 350.000 Menschen unterstützt. Das seien 21 Mal so viele Menschen wie in der Stadt Cham leben, erklärte er. „Mit ihnen können wir die Münchner Allianz Arena fast fünfmal füllen. Und des wäre ein wirklich buntes Publikum im Stadion“.

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Da säßen Menschen mit Demenz neben Alkoholabhängigen, ukrainische, äthiopische oder syrische Geflüchtete neben obdachlosen Deutschen. Da wären Schwangere ohne Wohnung und Einkommen, da säßen Inhaftierte neben Menschen mit Handicap. „Und mittendrin in diesem bunten Fest in der Arena des Lebens säßen auch alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter“.

Schwer, aber schön

Weißmann zitierte Paul Schmidle, der einmal sagte: „Unsere Aufgabe ist schwer, aber sie ist auch schön.“ Nicht jedem könne geholfen werden, und auch jeder Mitarbeiter habe begrenzte Ressourcen. Der Festredner stellte die Frage in den Raum: „Wer sitzt dort eigentlich neben uns in der Caritas Arena?“ – „Da sitzt zum Beispiel ein dementer Greis mit Sturzhelm, nein er sitzt nicht, er wandert herum. Denn Demente wandern mit Vorliebe, ’Hinlauftendenz’ heißt das in der Fachsprache. Der alte Mann ist Bewohner einer Caritas-Altenheims in Regensburg und einer der stärksten Läufer dort. Er schafft täglich bis zu 40 Kilometer, gemessen mit einem elektronischen Schrittzähler.

Es wurde mucksmäuschenstill, als Weißmann einige solcher Beispiele aufzählte. Zum Schluss zitierte er Václav Havel, der sagte: „Hoffnung ist nicht, wenn sich unsere Erwartungen erfüllen, sondern Hoffnung ist die Gewissheit, dass es gut ist, egal wie es ausgeht.“

Aus diesem Satz ströme ein unglaubliches Gottvertrauen, ohne das die Caritas die letzten 100 Jahre nicht überstanden hätte und ohne das sie auch die nächsten 100 Jahre nicht überstehen werde, schloss der Caritasdirektor.

Ehrungen

Ehrenzeichen des Deutschen Caritasverbandes in Gold:Agathe Hecht, Erna Kleebauer, Franziska Kulzer, Frieda Rinck, Heidi Hruby, Gerlinde Rackl, Kreszenz Weinfurtner, Anna Seidl, Maria Schneider

Ehrenzeichen in Silber:Maria Breu, Renate Haas-Bräu, Fanny Semmelmann, Frieda Urban

Elisabeth-Medaille mit Urkunde:Margit Lämmermann, Stefani Stöberl

− cci