Nicht jeder fand es lustig
Faschingsumzug in Lohberg: „Hirsche im Dorf “ sorgten für Aufsehen

21.02.2023 | Stand 15.09.2023, 1:30 Uhr
Der „Wendl-Clan“ brachte mit seinen Vespas italienisches Flair in den Bayerischen Wald. −Foto: Fotos: Maria Frisch

Was macht ein Umzugswagen, wenn er nicht unter die Unterführung passt? Ganz einfach: Die schlauen Köpfe an Bord, die dies im Voraus gecheckt haben, legen den Kirchturm auf dem Gefährt für einige Minuten um und lassen ihn hinterher wieder kerzengerade in die Höhe ragen.

So geschehen beim Faschingsumzug des SV Lohberg am Sonntag, der um viele weitere närrische Einfälle nicht verlegen war. Für das Publikum war einzig und allein der gelegentliche Regen etwas störend. Allerdings hatte man noch Glück, denn nach der Einkehr im Dorfstadl goss es weitaus heftiger.

Lesen Sie hier:Minsta-Musical trotzt dem Regen: Faschingszug zog viele Besucher an

Nach der Trauung vor dem Pfarrhof mahnten die dunklen Regenwolken zum zügigen Aufbruch. Hochzeitslader Johannes Koller thronte auf einem bequemen Sessel im Schaufellader. Nach seinem Kommando drehten die Chauffeure die Zündschlüssel um.

Ein Zuckerlregen ergoss sich fortlaufend über die wartende Zuschauermenge entlang der Zugstrecke zum Hotel „Zur Linde“, wo eine Schleife gezogen und zum Ausgangspunkt zurückgekehrt wurde – allerdings mit Trinkpausen und allerhand Gaudi.

Hamster bei Stromausfall

Die Fußballer nahmen die WM in Katar ins Visier. Da die Lohberger einfach schlauer als der Rest der Welt sind, hatte man auf einem Gefährt für den Stromausfall vorgesorgt. Etliche fitte Hamster erzeugten die Energie beim Strampeln auf den Rädern und verkabelten sich mit Batterien. Heiner Lauterbach sah sich am Wagen der FFW Lohberg mit einer Riesen-Kiff-Zigarette gedoubelt, die sogar qualmte.

Die „Einöder“ gaben sich als chinesische Reise-Gruppe aus. Der Urlaub war nur ein Vorwand, um mit Kamera und Ballon den Bayerischen Wald auszuspionieren. Eine Besatzung mit Kfz-Mechatronikern favorisierte Diesel- vor Elektrofahrzeugen. „Bremsd Du no, oda rekuperiersd du scho?“, hinterfragte ihr Transparent.

Gleich zwei Wägen thematisierten die im Sommer wochenlang grasenden Hirsche in der Dorfmitte von Lohberg.„Zaun richtn, welch ein Graus. Da lass i meine Hirschala lieber aus“, stand auf ein em Wagen. „In Louburg renand d`Reh umanana. Schuid is owa koana, oda amend doch?“, war auf dem zweiten fahrbaren Untersatz zu lesen.

Die Sparte Wintersport hatte sich über eine eventuelle pfarrerlose Zeit Gedanken gemacht. „Louburg hod koan Pfoarra mea, drum maisnd aiz de Nonnen hea … oda soid ma uns um Mönche schaun, de dadnd a glei unsa Bier braun“, machten sie im Kirchturmwagen Vorschläge. Der Weiberstammtisch „D`Rischala“ fürchtete um die Wirtshauskultur. „Wir suchen dich“, versuchten die Fußballdamen Nachwuchs zu generieren. Sie wünschten sich Freude am Sport, Teamgeist (koa Schnaps) und eine gute Leberfunktion. „Im Tierpark ist die Hölle los, was machen denn die Pfleger bloß?“, kommentierte die SG Lam/Lohberg deren Fernsehallüren. Auch die auf der Brennesstraße blitzende Polizei wurde aufs Korn genommen.

Trachtler verlegen Glasfaser

Perfekten italienischen Life-Style vermittelte der Wendl-Clan mit Vespa-Rollern und selbstgemachten Bavaria Italiano-Eis. Im Schlepptau wickelten einige Mafiosi ihre Geldgeschäfte ab. „Der Glasfaserausbau in Lohberg geht schleppend voran, drum packt es Enzianbau nun selber an“, warben die Trachtler für ihre Tiefbaufirma, die mit Mini-Bagger die Gräben zieht.

Eine Aktion sorgte für Gesprächsstoff, denn das gab es in Lohberg noch nie. Einer, dem ein Faschingsscherz missfiel, obwohl er namentlich in keiner Form genannt wurde, goss Eimer voll Wasser von der Straßenüberführung auf einen offenen Wagen. Betroffene waren die Darsteller der Damwildplage, die Aktion mit Humor nahmen.

− kfl