Geschäftsidee
„A Bris Bayern“ in Dosen für China

Kajetan Seuss, Trüffel-Unternehmer aus Waldmünchen, kreiert ein Brotzeit-Angebot für Fernost. Es besteht unter anderem aus Bayerwald-Luft.

12.10.2013 | Stand 16.09.2023, 7:23 Uhr
Wulf Hiob

Bayerische Lebensfreude wie aus dem Klischee-Bilderbuch zeigt das Etikett von „A Bris Bayern aus der Dos‘n“.

Die Zahl der über eine Milliarde Chinesen, die Waldmünchen kennen, dürfte sich in engen Grenzen halten. Daran wird auch der neueste Gag – oder vielleicht Geschäftsidee – von Trüffelkontor-Betreiber Kajetan Seuss nicht viel ändern, obwohl er ihnen feinste Waldmünchner Luft mit einem exquisiten Hauch von Trüffelduft verkaufen möchte. Weil die Chinesen Waldmünchen nicht kennen, dafür aber Deutschland und besonders Bayern schätzen, füllt er „A Bris Bayern“ in Dosen ab und will diese zum Exportschlager machen.

Seine Geschäftskontakte führten ihn schon oft nach China – manchmal für mehrere Wochen – wobei er die Mentalität der Menschen näher kennengelernt hat. Aufgefallen ist ihm dabei eine starke Affinität zu Deutschland und ganz besonders zu Bayern. Weiter aufgefallen ist ihm die Vorliebe der Chinesen für lustige Artikel: „Da sind sie wie Kinder“.

Prototypen rasch vergriffen

Nachdem die Chinesen heute leichter auf Reisen gehen können, besuchen sie zunehmend Europa. Ziele Nummer eins sind aber nicht London und Paris, sondern Deutschland und Bayern: „Das Oktoberfest und das Bier gefällt denen einfach“, sagt Seuss.

Im Vorjahr sind ihm einige Tage vor einer erneuten Trüffel-Einkaufstour nach China im Halbschlaf einige Traumbilder erschienen, wie er im Reich der Mitte eine zünftige bayerische Brotzeit macht. Die Idee fand er lustig, er stellte „ratzfatz“ einen Prototypen her und nahm zehn Musterdosen mit auf die Reise. Die hatte er aber nicht lange, denn kein Chinese, dem er sie zeigte, gab sie wieder her.

Nach der Sommertrüffelernte hatte Kajetan Seuss Zeit, sich wieder mit dem Thema zu beschäftigen, und daraus entstand die Idee von der „Bris Bayern aus da Dos’n“. Klar war ihm, dass es nicht mit Waldmünchner Luft allein abgetan ist, deshalb ließ er sich von Ingrid Balk-Lintl ein professionelles Design entwerfen, kreierte mit dem Metzger „Weber Max“ einen Trüffel-Leberkäs und fand schließlich in Franken eine Brauerei, die in die Dose passende Flaschen „Schnapperlbier“ abfüllt.

Schnapperlbier und Leberkäs

Dazu kommt dann noch eine Serviette in weiß-blauen Rauten, ein Plastikbesteck und ein Bierfilzl. Damit ist die „Bris Bayern aus da Dos’n“ für China komplett, es fehlt dann nur noch die „Gebrauchsanleitung“ sowie ein Inhaltsverzeichnis in Deutsch, Englisch und Chinesisch.

Dazu ließ Kajetan Seuss einen Werbespot drehen, wie er vor der Silhouette der Skyline von Shanghai eine Dose öffnet, einen tiefen Zug Waldmünchner Luft einatmet und sich prompt in einem urbayerischen Wirtshaus bei einer Brotzeit wiederfindet. Ebenso werbewirksam dürfte das Design des Etiketts sein, das alle bayerischen Klischees bedient, vom Almabtrieb über das Märchenschloss Neuschwanstein bis hin zum graubärtigen Trachtler mit einer Maß Bier in der Hand, der bei Leberkäs und Radieschen einer chinesischen Schönheit zuprostet.

Film und Produktfinden sich auf You-TubeundFacebookunter „A Bris Bayern“ und haben auch in Deutschland Interesse geweckt. Innerhalb weniger Tage kamen etliche Anfragen oder Kommentare wie „Das wird der Renner auf meiner Party“. Deshalb denkt Kajetan Seuss darüber nach, auch den deutschen Markt zu beliefern.

Warum die Luft nach Trüffel duftet

Nach China soll „A Bris Bayern aus der Dos’n“ ohnehin nur containerweise gehen, dahingehend stehe er bereits in Verhandlungen. Ob daraus ein Verkaufsschlager wird, ist Seuss nicht so wichtig, sein Kerngeschäft bleiben die Trüffel. Außerdem habe die Entwicklung wenig Aufwand verursacht und Riesenspaß gemacht.

Seine Prognose: „Schau mer mal, dann sehn ma‘s scho“, sagt er wie Franz Beckenbauer mit einem Augenzwinkern und verrät zum Schluss, warum die Waldmünchner Luft nach Trüffel duftet: Er füllt die Dosen in seinem Kontor ab.