Begehrte Tour
Heimatgeschichte: Wanderung zur Fledermauskirche in Bergheim

18.04.2023 | Stand 15.09.2023, 0:35 Uhr
Einen Preis gab es 2013 für den Wiederaufbau der Kirche als Fledermausquartier. −Foto: Erwin Koller

Am 1. Mai unternimmt nun der Bundesforst Hohenfels zusammen mit dem Heimat- und Kulturverein eine Wanderung in den Truppenübungsplatz Hohenfels. Das Ziel ist die (Fledermaus-) Kirche in Bergheim.

„Es ist ein einzigartiges Projekt, was die Zusammenarbeit Naturschutz und Denkmalschutz betrifft.“ So beschrieb im Jahr 2013 der langjährige Vorsitzende des Deutschen Bundes für Umwelt und Naturschutz, Hubert Weinzierl, bei der Preisübergabe „Biologische Vielfalt“ das Projekt Fledermauskirche. Zehn Jahre ist das nun her. Nun findet bald wieder eine Wanderung dorthin statt.

Die fachliche Leitung hat in bewährter Weise Markus Perpeet. Wanderungen in den Truppenübungsplatz gehören nach wie vor zu den begehrtesten Touren des Heimat- und Kulturvereins. Schon immer stand bei den Wanderungen der ganzheitliche Aspekt im Vordergrund: Natur, Geschichte und Achtung vor der Schöpfung.

Es gibt nur noch wenige Zeitzeugen

Bei der Wanderung gibt es neben naturkundlichen Einblicken auch Infos zur Geschichte dieser Region. Und die ist sicher auch sehr interessant, denn die Dörfer und Weiler im Truppenübungsplatz Hohenfels gehören längst zur Heimatgeschichte. Nur wenige Menschen leben noch, deren diese Siedlungen eine Heimat waren. Aber dennoch – das Interesse an den alten Siedlungen, an der Geschichte der Ortschaften, den Geschichten der Häuser und Familien ist nach wie vor groß. So auch an der Kirche Bergheims.

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Sie war wie die Pfarrkirche in Schmidmühlen dem Heiligen Ägidius geweiht. Die Gemeinde Bergheim umfasste die Orte Bergheim, Böhmöd, Fischereis, Madöd, Reiteröd, Schneideröd, Neuhof und Waltersheim. Das Gemeindegebiet von Bergheim war knapp 700 Hektar groß.

Bergheim lag bei der Gründung des Truppenübungsplatzes in der Ablösezone II und musste 1939 komplett geräumt werden. 17 Anwesen mit 82Einwohnern wurden aufgelöst beziehungsweise ausgesiedelt. Während des Krieges war das Dorf vom militärischen Übungsbetrieb weitestgehend verschont. Dadurch blieben die Höfe unbeschadet erhalten und konnten nach dem Krieg von Flüchtlingen aus dem Böhmerwald wieder besiedelt werden.

Die neue Heimat musste wieder verlassen werden

Im Zuge der neuen militärischen Inanspruchnahme des Geländes mussten diese „Neusiedler“ im Jahr 1951 mit 61 Familienangehörigen ihre vorübergehend neue Heimat verlassen. Bergheim war kein Ort und keine Gemeinde mehr. Die kirchliche Gemeinde gehörte zur Pfarrei Schmidmühlen. Kinder gingen nach Schmidmühlen in die Schule. Ursprünglich gehörte Bergheim zur Pfarrei Vilshofen, wurde aber 1813 umgepfarrt.

Eine ungewöhnliche Fortsetzung fand die Geschichte der Ortschaft und der Kirche 2012 und 2013. Eigentlich war das Bauwerk dem Verfall preisgegeben, bis sie eine neue „Nutzung“ erfuhr: als Fledermauskirche. Für das Projekt „Wiederaufbau der Kirchenruine Bergheim als Fledermausquartier“ erhielt im Sommer 2013 die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben die Auszeichnung als Projekt der UN – Dekade „Biologische Vielfalt“.

Die Auszeichnung wurde im Rahmen einer Feierstunde in Bergheim von Hubert Weinzierl (Ehrenpräsident des Deutschen Naturschutzringes) an Markus Perpeet, Leiter des Bundesforstbetriebes Hohenfels, übergeben.

− ajp