Amberg-Sulzbach
Ausbildung zum Heimat- und Kulturführer ist sehr gefragt

25.10.2022 | Stand 15.09.2023, 3:11 Uhr
Das Bild des Lauterachtals prägen lichte Wacholderheiden und Magerrasen. Die neuen Heimat- und Kulturführer wissen darüber einiges zu erzählen. −Foto: Isabel Lautenschlager, Archiv

Sie machen das Amberg-Sulzbacher Land mit seiner Geschichte, seiner Kultur und seiner Tradition erlebbar: Die Heimat- und Kulturführer stellen ein wichtiges Bindeglied zwischen Bevölkerung, Touristen und Region dar.

Jetzt wird es bald eine Menge neuer Heimat- und Kulturführer geben, denn die Ausbildung von Interessenten hat wieder begonnen. Das lässt das Landratsamt Amberg-Sulzbach in seiner Pressemitteilung verlauten. Weil überraschend rund 30 Interessierte in den König-Ruprecht-Saal in Amberg kamen, hatte man die Kapazität von einst geplanten maximal 20 Teilnehmern angehoben. Es gibt deswegen eine Aufteilung an manchen Terminen.

Heimat lebendig vermitteln

„Heimat- und Kulturführer kümmern sich darum, dass der Reichtum an Kultur, Umwelt und Natur an Einheimische und Touristen weitergegeben wird. Sie sind Botschafter, leben die Werte der Region und vermitteln ihre und unsere facettenreiche Heimat auf lebendig authentische Weise“, lobte Landrat Richard Reisinger das Engagement der Freiwilligen.

Die Anzahl derer, die das aktuell für den Landkreis Amberg-Sulzbach täten, sei jedoch immer geringer geworden. Deshalb, bilanzierte der Landrat, habe die Werbung für die Ausbildung zum Heimat- und Kulturführer mit prominenter Unterstützung von Finanz- und Heimatminister Albert Füracker eingesetzt und sichtlich Erfolge gebracht.

Die Ausbildung zum Heimat- und Kulturführer ist eine gemeinsame Initiative der Volkshochschule (vhs) Amberg-Sulzbach, der AOVE Regionalentwicklung und der Tourismusabteilung des Landkreises. Vhs-Leiterin Claudia Mai und AOVE-Geschäftsführerin Katja Stiegler hatten im Sommer dem bayerischen Heimatminister Füracker bei einem Vor-Ort-Besuch am Freudenberger Märchenweg die Inhalte der Ausbildung präsentiert, die 25 Termine mit insgesamt 76 Unterrichtseinheiten umfasst.

Das Wissen, um später zu einem ausgewählten Natur-, Kultur- oder Umweltthema eine Gästeführung abhalten zu können, werde in Vorträgen, Seminaren, Führungen und Übungsführungen vermittelt. Vhs-Chefin Claudia Mai zeigte sich beeindruckt: „Die große Resonanz ist überwältigend“, sagte sie. Sie freue sich sehr über das Interesse und man habe entschieden, die Kapazitäten auszubauen. Gewisse Teile würden in zwei Gruppen umgeplant, Vorträge werden vor Ort und online angeboten.

Im ersten Modul werden laut Mai kulturelle Grundlagen gelegt, so die Pressemitteilung weiter. Vor- und Frühgeschichte, Mittelalter und Literaturrecherche, Europäische Kunstgeschichte, Mundart/Liedgut, Brauchtum sowie Kirchengeschichte und Burgen stünden für die angehenden Heimat- und Kulturführer auf dem Stundenplan. „Die über 2000-jährige Erzbergbau-Historie ist das Ergebnis der heimatlichen Erdgeschichte.“

Die Gewinnung, Verhüttung und der Handel mit dem Eisenerz sowie die Bedeutung des Landkreises als „Ruhrgebiet des Mittelalters“ seien nur noch Geschichte, hätten aber die Region geprägt und ihre Spuren überall hinterlassen: die Hammerherrenschlösser wie in Theuern oder Schmidmühlen, die alten Erzgruben der Maffeischächte bei Auerbach oder die Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg. „Der Erzweg als Spitzenwanderweg und die Bayerische Eisenstraße verbinden diese Zeugnisse der Montan- und Industriegeschichte“, schilderte Mai die Hintergründe für die ersten Unterrichtseinheiten.

Heutige Sehenswürdigkeiten seien nicht mehr nur historische Gebäude, sondern auch zukunftsorientierte Bauwerke, wie zum Beispiel Windräder, PV- und Biogasanlagen oder Wärmekraftwerke, vorbildlich energetisch sanierte Gebäude, aber auch Rapsfelder zur Ölgewinnung, ergänzte AOVE-Geschäftsführerin Katja Stiegler. Der regionale Ausbau erneuerbarer Energien und das Thema Nachhaltigkeit im Amberg-Sulzbacher Land seien deshalb Bestandteil des zweiten Moduls der Ausbildung. Die Module drei und vier finden im Frühjahr- und Sommersemester kommenden Jahres statt. Die Ausbildung zum Heimat- und Kulturführer endet dann nach einem Jahr im September 2023.

Im Landkreis gebe es eine Vielzahl an Besonderheiten. Keine zweite Gegend in Deutschland habe derart interessante und häufig wechselnde Bodenformationen, die es wert seien, besucht und erklärt zu werden, fügte Richard Reisinger laut Pressemitteilung an. Im Osten seien es die Ausläufer des Oberpfälzer Waldes, im Süden und Westen bestimme die Juralandschaft als Rest eines längst vergangenen Ozeans das Erscheinungsbild.

Ein besonderer Lebensraum

Lichte Wacholderheiden und Magerrasen prägten das Bild des Lauterach- und Vilstals. Die Niederungen des Hahnbacher Beckens und der Vilsecker Mulde seien Lebensraum für zahllose Pflanzen- und Tierarten, die auf feuchte Standorte angewiesen sind.

Landrat Reisinger warf auch einen Blick auf die Interessierten: Sie sind im Alter von Anfang 20 bis Anfang 70, verteilen sich über den gesamten Landkreis, haben die unterschiedlichsten Ausbildungsberufe und Studienabschlüsse, teils Vorerfahrung, teils sind sie reine „Anfänger“. Eines sei aber allen gemeinsam, so der Landrat: „Sie wollen mehr über unseren schönen Landkreis wissen.“