Stützpunkt in Grafenwöhr
Ukrainische Soldaten trainieren vermutlich bald in der Oberpfalz mit Patriot-Raketen

14.12.2022 | Stand 15.09.2023, 2:27 Uhr
Ein Flugabwehrraketensystem vom Typ Patriot des Flugabwehrraketengeschwaders 1 der Bundeswehr steht auf dem Flugfeld des Militärflughafens Schwesing. −Foto: Axel Heimken/dpa

Nachdem die US-Regierung lange gezögert hatte, will sie der Ukraine nun wohl doch ein Patriot-Luftabwehrsystem zur Verfügung stellen. Die Ausbildung am dem System solle in Grafenwöhr (Landkreis Neustadt an der Waldnaab) erfolgen. Das berichtete der US-Fernsehsender CNN.



Das Vorhaben müsse noch von Verteidigungsminister Lloyd Austin genehmigt werden, gab CNN unter Berufung auf nicht namentlich genannte Regierungsvertreter an. Die Pläne könnten noch diese Woche offiziell gemacht werden. Sollte dies der Fall seien, würden die Patriots auf den US-Militärstützpunkt im oberpfälzischen Grafenwöhr gebracht werden. Dort würden ukrainische Soldaten im Umgang mit dem System ausgebildet werden, hieß es in dem CNN-Bericht. Eine Bestätigung dieser Information vonseiten der US-Armee war am Mittwoch nicht zu bekommen. Schon seit Monaten trainieren in Grafenwöhr ukrainische Soldaten an westlichen Artilleriesystemen.

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Ukraine dringt auf bessere Luftabwehr

Das Patriot-System dient zur Abwehr von Flugzeugen, taktischen ballistischen Raketen und Marschflugkörpern. Die von Russland angegriffene Ukraine dringt angesichts zunehmender russischer Luftangriffe immer wieder auf eine bessere Flugabwehr. Die USA liefern bereits Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars und das Flugabwehrsystem Nasams in die Ukraine. Erst Ende November hatte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba vor einem Treffen mit seinen Nato-Kollegen in Bukarest gesagt, Patriots seien angesichts der russischen Angriffe auf die Infrastruktur seines Landes mit „am dringlichsten“. Damit überraschte Kiew die Verbündeten, die der Lieferung dieses Waffensystem bisher eher zögerlich gegenüberstanden.

Die Patriots standen zuletzt auch im Mittelpunkt eines Streits zwischen Berlin und Warschau: Nach einem Raketeneinschlag im polnischen Grenzgebiet zur Ukraine Mitte November hatte Deutschland angeboten, den Nato-Partner Polen mit diesem Raketenabwehrsystem zu unterstützen. Warschau regte allerdings an, die Patriot-Batterie an die Ukraine weiterzugeben. Mit diesem Vorstoß überrumpelte Polen die Bundesregierung. Am Ende einigten sich beide Seiten darauf, dass die Patriots doch in Polen stationiert und nicht an Kiew weitergegeben werden.

− afp/dpa/in